Arbeitertum

Für eine klassenlose Gesellschaft | Gegen die imperiale Weltordnung | Für Volkstümlichkeit und Tradition

Gustav Sondermann: Arbeitertum – Soldatentum

(„Das Dritte Reich“ vom 01.06.1926)

Wir suchen den neuen Menschen, der fertig werden soll mit der Not unseres Volkes. Immer muss es klar vor uns stehen: Es wird nur der Mensch sein, der in sich deutsche Art in klarer Wesenheit verkörpert – immer derselbe, der in der großen, schicksalsschweren Geschichte des Deutschtums gekämpft und gelitten, gebetet und gearbeitet hat – aber heute in seiner zeit- und aufgabebedingten Form. Deutsches Blut und bewusst erlebtes persönliches Schicksal geben ihm sein Gesicht und seinen Namen.

Winnig nennt dieses neue deutsche Menschentum: Arbeitertum, Jünger nennt es Soldatentum. In Winnig schwingt deutsche Art zusammen mit dem Schicksalserlebnis der Maschine und der an sie gefesselten Millionen und formt die glaubenskühne Forderung: Arbeitertum, in Jünger ballt sich deutsche Art zusammen mit dem Erlebnis der Stahlgewitter zu der ebenso glaubenskühnen Forderung: Soldatentum.

Ein Gegensatz? Schon deshalb nicht, weil es zu oft und eindringlich draußen erlebt wurde, dass ‚Deutschlands ärmster Sohn auch sein getreuester war‘, dass im deutschen Arbeiter sich deutsches Soldatentum stark und ungebrochen verkörperte.

Beide, – Winnig wie Jünger – werden sich dessen bewusst sein, dass sie Forderungen stellen, an denen glaubensschwache Naturen zerbrechen; denn noch zu wenig offenbart sich im deutschen Volke der Gegenwart Arbeitertum und Soldatentum. Noch zu stark sind beide überlagert von dem Schutt einer zusammenbrechenden Zeit, überlagert, aber auch noch benutzt von dieser Zeit, die aus dem jungen Blut neue Lebenskraft saugen und damit ihr Sterben hinauszögern möchte.

Ist der zweifelnde Gedanke nicht unberechtigt, ob ein guter Teil des deutschen Arbeitertums bei dem von Winnig geschilderten Durchgangsstadium des jungen Standes durch das alte Bürgertum selbst stecken bleibt in dem Zustande der Bourgeoisie, sich abfindet mit seinem Lose, zufrieden, wenn sein kleines Ich eine halbwegs erträgliche Lage bekommt, und dann nichts mehr weiß von dem Geschichte wollenden Sturm eines jugendlichen Aufwärtswollens, so darf auch an der Tatsache nicht vorbeigesehen werden, dass so mancher tapfere Frontsoldat mit einem Fluch gegen den Krieg gefallen ist oder heute den Krieg als eine starke Quelle der Kraft mit einem Achselzucken ablehnt. Nur der Glaube ist stark, der sich nicht blind macht für solche Gedanken, die ihn zunächst zu wiederlegen scheinen.

Auch darf aus einem Bekenntnisruf: Arbeitertum! – Soldatentum! – keine Formel werden, die in willensverkrampfter Einseitigkeit die Vielgestaltigkeit eines Volkslebens übersehen, ja sie zu Gunsten einer Theorie in spanische Stiefel zwängen möchte. Gewiss, jedes Handeln bedingt eine Einseitigkeit, und je schwerer dies Handeln ist, desto willensmäßiger und bewusster muss diese Einseitigkeit in Erscheinung treten. Aber der Urgrund, aus dem das Handeln entspringt, darf nicht einseitig sein, sondern muss sich in die Vielgestaltigkeit eines so reichen Volkstums, wie es das deutsche ist, umfassen. Ist dies nicht der Fall, so kann nicht von Führern gesprochen werden, die dem Volke voranschreiten, sondern wir stehen vor einem Unterführertum, das in vielleicht außerordentlich brauchbarer Weise zur Lösung einer Teilaufgabe eingesetzt werden kann. Wie notwendig es ist, beide Forderungen nicht in starrer Einseitigkeit zu Formeln werden zu lassen, die dem Leben dann nicht mehr gerecht werden können, sondern sie zusammen in den Ring des Lebens zu stellen, vermag ein Vergleich des Ausblicks, den Winnig gibt, mit den Konsequenzen des Jünger´schen Denkens andeuten: Winnig spricht von einem neuen Frieden, der dem deutschen Arbeiter die Möglichkeit freier Arbeit und freien Lebens geben wird; Jünger aber sieht vor sich eine Zeit kriegerischer Ereignisse und Entscheidungen – hier steht allbeherrschend der Krieg, dort als Ziel der Friede im Vordergrund. Wird eine von beiden Forderungen Formel, so presst sie das Leben und wird zur unfruchtbaren Vokabel. Ich persönlich glaube auch nicht an einen baldigen Friedenszustand und halte dafür, dass der Friede, den diese Erde bieten kann, immer nur ein recht fragwürdiger sein wird. Es werden noch viele Geschlechter die Pflugschar mit dem Schwerte vertauschen, aber das Schwert kann nicht der einzige Sinn dieser grünen Erde sein. Ich bin Ketzer genug, zu behaupten: der Krieg ist ein Ereignis, das man so rasch wie möglich überwinden muss – aber nicht dadurch, dass man ihm ausweicht, sondern dadurch, dass man ihn so gründlich vorbereitet, so herzhaft anfasst und so furchtbar führt, dass seine schicksalhaften Entscheidungen rasch und eindeutig fallen. Und diese Entscheidungen können nur den Sinn haben darüber zu befinden, welches Volk als das stärkere das Recht darauf hat, in einem freien Frieden den Werkwillen, der in seinem Blute liegt, wirken zu lassen. Das Leben ist weder Krieg noch Friede, sondern eben als Leben eine schicksalhafte Verflechtung dieser beiden Zustände. Und dieser wuchshaften Verflechtung Krieg und Friede kann nur eine ebenso wuchshafte Verflechtung der beiden Forderungen „Arbeitertum“ und „Soldatentum“ entsprechen.

Mag nun das Arbeitertum wie das Soldatentum in großem Umfange noch ein Gegenstand des Glaubens und noch nicht eine Tatsache der Gegenwart sein, vorhanden ist es, das beweisen schon Winnig und Jünger durch ihr Vorhandensein. Denn solche Persönlichkeiten erscheinen nicht plötzlich wie Findlinge mitten auf einer Ebene, sondern sind nur der bewusst gewordene Einzelausdruck einer im Volksgrunde schlummernden geistig-seelischen Bereitschaft. Nun gilt es aber, diese schlummernde Bereitschaft zu wecken, hier wie dort. Keine der beiden schicksaltragenden Lebensformen des deutschen Menschentums sind heute schon frei: Hier ist das Arbeitertum noch ganz im Banne des bürgerlichen Denkens, das, vom Westen herströmend, in seinem unmenschlichen Gelddenken, in seiner grausamen Wertung des Menschen als Ziffer im Contobuch der unmittelbare Todfeind des Arbeiters ist. Es ist ein entsetzlicher Anblick, wie die Arbeiter ihrem Todfeinde den Bügel halten und es nicht merken, dass dieser von ihnen mit Leidenschaft und Opferkraft Beschützte in seiner Hand die Sklavenpeitsche hält, die täglich auf sie niedersaust – tatsächlich: Trottel der Bourgeoisie! Aber das Soldatentum ist in einer ähnlichen Lage. Es lässt sich sein Denken, seine Zielsetzung von dem anderen Teile des Bürgertums aufdrängen, das seinen deutlichsten Machtausdruck im industriellen Unternehmertum und im Großgrundbesitz findet. In diesem Verhältnis wird der Soldat ebenfalls zum Trottel des Bürgertums, mit dem er nichts gemein hat. Mit diesem gefährlichen und unwürdigen Zustande muss endlich einmal aufgeräumt werden.

Zwei Gefahren entspringen diesem Abhängigkeitsverhältnis: Es hängt sich an das rasche Wollen des jungen Soldatentums ein unübersehbarer Wust sogenannter Traditionen, eine Art Reliquienverehrung füllt unser Denken aus, das uns nur von unserer Zukunftsaufgabe trennt. Dann hat man auch zu lange unser Wollen verkuppelt mit irgendwelchen Anschauungen von Besitztum und Wirtschaftsformen. Hat sich die eine Form des bürgerlichen Besitzstrebens im Arbeiter eine Schutztruppe geschaffen, so die andere im Soldaten, und aus dieser Lage ergibt sich die allergrößte Gefahr: Dass sich Arbeiter und Soldat immer mehr entfremden, nicht aus Gründen, die in ihnen lägen, sondern aus solchen, die ihnen von ihren heutigen ‚Dienstherren‘ aufgedrängt werden. Und damit wird Kraft gegen Kraft gehetzt von alternder Unkraft – für den Sehenden eine Pein und Schmach sondersgleichen. Das Soldatentum kann nur leben, wo Freiheit und Gemeinschaft herrscht, ebenso das Arbeitertum. Für beide ist der Lebensgrund und die Zielsetzung gleichartig. Beide sind keine Bürger, d.h. sie stellen einen jungen Zweig des alten Baumes dar; den einen hat das Erlebnis der Maschine, den anderen das Erlebnis des Krieges sich auf sein Blut besinnen lassen und dieses Blut ist das gleiche! Beide haben das gleiche Ziel: dem Lebensraum des deutschen Volkes die Freiheit zu geben, dass es in wahrer Gemeinschaft als Volk auf ihm leben kann. Beide sind nicht rückwärts gerichtet: Hinter dem einen liegt der bitter durchlittene Zustand der Maschinenfron, hinter dem anderen liegt der Trümmerhaufen von so genannter Tradition, den der Krieg und das große Sterben in Scherben geschlagen hat. So können beide ohne Bindung (außer den letzten, stärksten, urhaften Bindungen von Blut und Boden, die sie aber als ihr Eigenstes in sich tragen) nach vorwärts blicken. Lasst die Toten ihre Toten begraben, wir leben nicht für die Vergangenheit, sondern für die Zukunft!

Beide werden getragen von einer gleichen Seelenstimmung: Zucht, Kämpfertum, Opferwillen – und – seltsame Verwirrung! – beide lassen sich vom Bürger, dem all diese Seelenkräfte so fremd sind, an der Nase herumführen.

Es wird aber Zeit, dass Ihr Euch befreit von dieser unwürdigen Bevormundung, sonst steigt wieder die Gefahr auf, dass Ihr Euch nicht Schulter an Schulter, sondern Front gegen Front auf den Barrikaden wiederseht. Und dagegen wehrt Euch! Denn der Selbstmord ist nicht Euer Beruf. Auch lasst Euch die Frontlinien nicht gefallen, die Eure heutigen Dienstherren ausgerechnet zwischen Euch hindurchführen zur Ehre ihres Besitztums und zur Sicherheit ihres Verdienens und deren Parolen Ihr bis heute gedankenlos nachplappert: Hie national – hie international! Hier schwarz-weiß-rot, hier schwarz-rot-gold!

Diese Frontentrennung stammt bei Gott nicht von Euch. Ihr gehört zusammen, denn Euer Blut, Euer Schicksal, Eure Aufgabe und Eure Not binden Euch zusammen. Was schwätzt man von Einigkeit unter den Parteien! Unsinn – wir wünschen gar nicht ihre Einigkeit, denn wir wollen nicht, dass sich die Zeit von vorgestern noch einmal zu einem Scheinleben zusammenfindet. Einigt Ihr Euch, Soldaten und Arbeiter – dann hat sich das Deutschland der Zukunft geeinigt. Aber Ihr könnt Euch nicht einigen, bevor Ihr nicht erst zu Euch selbst erwacht seid, bevor Ihr nicht Eure unwürdigen Fesseln geistiger Bevormundung abgeschüttelt habt. Dieser seelisch-geistige Befreiungsvorgang, dieses Sichselbstfinden des Arbeiters und des Soldaten, dieses Einanderentgegenwachsen der beiden: das ist völkische Bewegung.

Und deshalb gehören beide, Winnig wie Jünger, als zwei ganz außerordentlich bedeutungsvolle Erscheinungen in den Gedankenkreis dieser völkischen Bewegung.

 

Und in diesem Zusammenhange zeigt sich die Aufgabe unseres Bundes am allerklarsten: Er stellt einen der Berührungspunkte dar, in denen sich Arbeitertum und Soldatentum treffen und zu einer Einheit sich verflechten, er ist eine Stätte, in der beide zu ihrem Eigensein zu erwachen vermögen, Sammelstätte des Menschenschlages, der Deutschland zu retten bestimmt ist. Er soll aber auch eine der Werkstätten sein, in denen die Parolen des neuen Standes entstehen, in denen sich der neue Wille, der kühne Glaube zu immer reinerem Ausdrucke durchringt. Von hier aus gesehen erscheint die Aufgabe des Bundes so verantwortungsreich und bedeutungsvoll, dass der in uns lebende Wille zum Bund von selbst Wille zu Volk und Staat ist, dass der Bund Zukunft und Rettung bedeutet – wir müssen nur unsere Aufgabe klar sehen und mit aller Kraft und Hingabe erfüllen.

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