Arbeitertum

Für eine klassenlose Gesellschaft | Gegen die imperiale Weltordnung | Für Volkstümlichkeit und Tradition

Der elitäre Schwindel – Anmerkung zum Kapitalismus

Nicht wenige denken, im Klassensystem des Kapitalismus seien in gewisser Hinsicht selektive Naturgesetze verwirklicht. Die Menschen, die vermeintlich niedrige Fähigkeiten besitzen, gehören den unteren Klassen an, bekommen schlechtere Löhne und müssen zumeist körperliche Arbeit leisten, die im Preis-Leistungsverhältnis so weit sinkt, wie die Arbeitskraft im Menschen-TüV der BRD-Bildungssystems schlecht abgeschnitten hat. Weiter oben seien jene, die auch  mehr Talente und Fähigkeiten besitzen. Sie hatten somit die Möglichkeit, sich besser und umfassender auszubilden. Nach diesem Prinzip fährt man dann fort bis zur Spitze der ganzen marktwirtschaftlichen Angelegenheit, bis zu den Bürostühlen der mittlerweile sogenannten „Global Player“. Diese sind, ihrer Klasse gemäß, auch die evolutionäre Spitze des Menschheitsgeschlechts – zumindest glauben dies viele Liberalisten, ob sie es zugeben oder nicht, und die angesprochenen Personen an der Spitze sowieso. Nicht umsonst entspringen eugenische Ideen und Ansätze nicht selten liberalistisch-kapitalistischen Denkmustern. Der Trugschluss, daß die Klassenstruktur die Natur widerspiegelt, ist in allen Schichten der liberalistischen Gesellschaft so allgegenwärtig, daß man vermutlich kaum behaupten kann, nicht selbst auch einmal ähnlich gedacht und gesehen zu haben. Kein Wunder also, daß etwa unsereinem gerne „Sozialneid“ und ähnliche Plattheiten vorgeworfen wird, weil wir klipp und klar die Abschaffung der Klassen fordern. Diese Personen haben entweder den Kapitalismus nicht verstanden, oder befinden sich in einer Position, die es ihnen erlaubt, aus dem Missestand eigenen Profit zu ziehen. Daher vertreten so viele unterschiedliche Personen diesen kruden Standpunkt, wenn es um die Klassen und das sie verursachende System geht.

Der Unternehmer ist in dem abstrakten Muster dieser simplen Argumentation der wohlverdiente, hart und besser arbeitende Kopf des Betriebs, während die vom Eigentum völlig ausgeschlossene Arbeiterschaft nur Werktätige zweiter Klasse darstellt. Und tatsächlich, es ist nicht von der Hand zu weisen, daß es durchaus Menschen gibt, die zu anspruchsvollen Berufen nicht in der Lage wären. Diese Leute gibt es ebenso, wie es übermäßig talentierte Personen gibt, denen eine ausgedehnte Ausbildung nicht nur möglich ist, sondern auch recht leicht fällt.

Dies sind allerdings immer die Extrembeispiele. Während diejenigen, die besonders talentiert sind, stets in den Himmel gejubelt werden, sollen diejenigen, die quasi zu nichts in der Lage sind, den Standard darstellen. Bereits hier beginnt die Argumentation des Liberalismus und seiner freiwilligen und unfreiwilligen Helferlein, auf wackligem Fuß zu stehen. Welche Fähigkeiten wir wirklich haben, welche Fähigkeiten jeder Einzelne hat, kann vom Kapitalismus nicht gedeutet werden, weil er es völlig alleine ist, der die Bedürfnisse und somit auch die Berufsfelder bestimmt. Der „Durchschnittsarbeiter“ stellt also keineswegs den menschlichen Durchschnitt dar, sondern lediglich den Durchschnitt an Erfolg, mit dem sich der von der Natur losgelöste Mensch in einem kranken System bewegt.

„Too big to fail“ – dies hört man oft im Zusammenhang mit großen Konzernen, die aufgrund ihres wirtschaftlichen Gewichts und ihres Anteils am Bruttosozialprodukt schlicht nicht pleite gehen dürfen. Man würde meinen, die Chefetagen der großen Konzerne sind gefüllt mit schlauen und phantasievollen Köpfen, mit geradeausdenkenden und geordneten, mit charismatischen und durchsetzungsstarken Menschen, eben mit Eliten. Es ist wohl keiner weiteren Erwähnung wert, daß, je höher man sieht, das Charisma und die Menschlichkeit sinkt – das soll die Spitze unserer Art sein.

Dabei bleibt es aber nicht. Nicht nur die Niederträchtigkeit und Verantwortungslosigkeit steigen in den Gefilden der „herrschenden Klassen“, die Fähigkeiten, eine Volkswirtschaft anzuleiten, scheinen im gleichem Maße geringer zu werden. Wie soll dies auch von statten gehen, sind diese Menschen doch nur für sich selbst und niemanden sonst dort, wo sie sind – diese niedere Motivation wird uns von Geburt an von staatlichen Institutionen – im Pechfall auch vom Elternhaus – eingetrichtert und durch uns selbst weitergetragen, insofern wir es nicht bewerkstelligen können, uns aus der Matrix des Homo Liberalis zu befreien.

„Too big to fail“ – hört man diesen Satz, so sieht man die kleine Welt des Liberalismus, in der jeder an seinen gerechten Platz kommt, in sich zusammenfallen. Während kleine Unternehmen ruhig zugrunde gehen können, weil sie gesamtwirtschaftlich schlicht kein Gewicht haben und zu verschmerzen sind – zumal der Nachfolger nicht lang‘ auf sich warten lassen wird -, existieren die großen Unternehmen unabhängig von der Leistung ihrer Funktionäre weiter. Wir haben dies in der Vergangenheit immer wieder beoabachten können: Sobald ein Großkonzern schwächelt, wird er vom Staat – bzw. von den Geldern, an denen der Schweiß unserer Arbeit klebt – wieder fit gemacht, so lange, bis er wieder alleine auf den Beinen stehen kann. Selbstredend gibt es keinerlei Anlass für Änderung, und so kommt es, daß diese Unternehmen immer mal wieder von sich reden machen.

Es scheint ganz offenbar so zu sein, daß gerade die großen Konzerne keinerlei elitäres Merkmal mehr vorweisen können, dennoch an der Spitze stehen, während kleine Unternehmen und insbesondere „kleine Arbeiter“ völlig zurecht am ihrem Platz sein sollen. Dabei sind es doch gerade die „kleinen Leute“, die durch ihre harte Arbeit und ihren Fleiß zur Elite werden sollten. Wie so vieles im Kapitalismus, ergibt dies keinen Sinn, und jeder, der die kapitalistische Produktionsweise befürwortet, sollte sich einmal die Frage stellen, ob seine ach so überragende Argumentation nicht vielleicht doch eher der plumpen Selbstbelügung entspringt.

Der Kapitalismus hat absolut keinen Anspruch darauf, festzustellen- oder zu legen, wer oder was an der Spitze steht, und wer oder was nicht. Er selbst ist Illusion, schafft einen verzerrten Realitätszustand, der die Menschen verwirrt, ihre Motivationen umkanalisiert, ihre Interessen und Wünsche zinkt, ihr Leben manipuliert. In einem solchen System gibt es keine Eliten. Wer in diesem System aufsteigen und sich an der Spitze halten möchte, muss alle niederen Instinkte der menschlichen Art in sich vereinen und perfektionieren – dann ist er wahrlich eine Art Herrscher, doch Elite ist er keineswegs. Jeder, der aus unserem Kulturkreis kommt, sollte sich dessen bewusst werden und sich einmal an Zeiten erinnern, wo das Elitendasein sich noch anderweitig ausgezeichnet hat.

Zählen sich Proliberalisten allerdings noch selbst zur Elite, vermutlich noch, ohne tatsächlich Herrscher über irgendwas- oder jemanden zu sein, dann können wohl auch die besten Argumente nichts mehr bewegen. Sei’s drum.

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