Arbeitertum
Für eine klassenlose Gesellschaft | Gegen die imperiale Weltordnung | Für Volkstümlichkeit und Tradition
Die Kunst, nichts zu raffen Nr. 2 – Rechtsbürgerliche Maulhelden und gut lebende Spanier
April 6, 2011
Verfasst von - Das antiislamische und prowestliche Blog Politcally Incorrect hat neben seinem Lieblingsthema, dem Islam und der Islamisierung Europas, seit der EU-Krise ein zweitliebstes Thema zum Rumstänkern gefunden: Die angebliche Schmarotzerei der momentan fallenden EU-Staaten, die durch die sogenannten Euro-Rettungsschirm von mehreren Hundertmilliarden Euro aufgefangen werden sollen. Wie üblich für das rechte Stammtischbürgertum, dem auf PI ein Sprachrohr geboten wird, empört man sich weniger über die Grundursache dieser europaweiten Geschichte, sondern schwadroniert von Staaten daher, als seien sie Personen.
Man schustert sich so ein Weltbild zusammen, das dem eines Kindes gleicht und absolut nicht für eine sinnvolle Interpretation unserer gegenwärtigen Zustände in Frage kommen kann. So werden bei PI aus PIIGS (Die Problemstaaten Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien) ganz einfach PIGS (zu Deutsch: Schweine), weil Italien immerhin nicht den restlichen Staaten „auf der Tasche liegen“ würde. Aha.
So scheint der Kroketten-Rechte die Zustände in Europa also zu sehen. Und es verwundert nicht: PI und der Großsteil seiner Leser dreixelt sich sein Weltbild maßgeblich aus der bürgerlichen Journaillie und Elitenklasse und seinen Vorreitern (Broder, Giordano, Sarrazin, etc.) zusammen, spielt also nach den banalen Regeln dieses Systems. Das fällt in jedem Beitrag aufs Neue auf, und es scheint, als würde man bei allzu krasser Verehrung des Grundgesetzes hin und wieder auf Realsatire stoßen. Jede Kritik bezüglich des Identitätsproblems unseres Volkes fängt gut an, endet dann aber in einer obskuren Staats- und Verfassungshörigkeit, die einem schon glauben machen könnte, man wolle die Leserschaft verwirren oder hinter’s Licht führen.Vielleicht rollt aber auch der Rubel, ganz vielleicht hat man schlicht Schiss, ganz ganz vielleicht ist man auch einfach ein Idiot. Die Qual der Wahl.
Den Wackelstaaten der EU nun bösartige Schmarotzerei vorzuwerfen, ist PI-technisch dennoch neuer Tiefpunkt. Vermutlich glaubt der Autor, der nebenbei noch mit seiner Spanienreise prahlt und den Eindruck erwecken möchte, er kenne sich in Spanien aus, wie in seiner Hosentasche, daß die von ihm – dem dekadenten BRD-Deutschen – gescholtenen Völker den ganzen Tag nichts anderes machen, als Siesta und Fiesta, aber ganz bestimmt nicht arbeiten. Dort wachsen die Güter vermutlich auch auf den Bäumen. Daß die EU die ohnehin immer schon wirtschaftlich schwächeren Länder durch ihre massenhaftigen Subventionen versucht, auf rentable Augenhöhe zu kriegen, liegt nicht daran, daß sie die jeweiligen Völker mit Almosen beschenken will, wie es uns die aufgebrachten Schrebergärtner bei PI erzählen wollen, sondern schlicht daran, daß eine Hochrüstung dieser Länder auch überlebensnotwendig für das gesamte Konstrut Europäische Union ist.
Man kann doch nicht ernsthaft so blöd sein und behaupten, diese Gelder würden für das faule Volk ausgegeben werden. Das Volk ist in jedem EU-Staat als letztes an der Reihe, wie in Spanien so auch in Irland, wie in Griechenland so auch in Deutschland. Anstatt den wahren Schuldigen auszumachen, nämlich die europäischen Eliten, die mit uns umgehen wie mit Spielfiguren, hackt man auf die ohnehin schon vom Kapitalismus gebeutelten Völker ein, weil man es sich tatsächlich anmaßt, zu glauben, man gehöre als Bunzeldeutscher einem Musterland an. Und nicht nur das, der Bunzeldeutsche muss auch noch für den faulen Griechen in die Tasche greifen. Daß die eigene heilige Republik mit Billionen von Euros völlig hoffnungslos und irrational verschuldet ist, und daß die USA (für die man bei den Kartoffeln ja glaubt, eintreten zu müssen) bald ein ähnliches Defizit wie die Griechen erreicht haben werden, wird selbstverständlich nicht erwähnt.
Es wird wirklich langsam Zeit, daß sich die Mantaplatten-Patrioten endlich einmal auf die Realität besinnen, so sehr sie den Reiz der Rivalität vom Weltmeisterschafts-Fußball auch lieben, doch in der Realität sind Staatennamen nur noch Schall und Rauch. Diejenigen, die unabhängig von jeglicher Diskussion darüber profitieren und nach wie vor massig Gewinne einfahren (es werden wieder massig Blasen aufgebläht), lachen sich inbesondere über jene kaputt, die wirklich so einfältig sind, mit dem Finger auf die Völker, statt auf deren Regierungen zu zeigen. Staaten sind nicht mit Völkern gleichzusetzen, das war niemals so eindeutig wie heute.
Mit Politically Incorrect und weiteren Blogs aus der gleichen Ecke ist die Weizenbier-Rechte geboren, analog zur Rotwein-Linken, die ebenso gern an ihren eigenen Fürzen riecht und Stefan Herre plus Konsorten in Nichts nachsteht, wenn es um sinnfreies Herumblöken geht. Prost.
Siehe auch:
Aktuelle Daten zu Spanien (querschuesse.de)
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