Arbeitertum

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Jürgen Schwab: Migrationshintergrund

Nach dem 4 : 1 – Sieg über England steht die Deutschland AG im Viertelfinale gegen Argentinien. Die ungerechte Entscheidung des Schiedsrichters, das Tor der Engländer zum 2 : 2 nicht anzuerkennen (der Ball war hinter der Torlinie), kann man als „Rache für das Wembleytor“ von 1966 sehen oder auch nicht.

Wie immer hatte Fußballgott Günter Netzer richtig geurteilt, daß solche Spiele immer auch durch Fehler des Schiedsrichters entschieden werden (wie auch einem Tor der Argentinier gegen Mexiko eine Abseitsstellung vorausgegangen war). Daß man nun bei jeder strittigen Entscheidung das Spiel minutenlang unterbrechen soll, um am Rande des Spielfelds Videobeweise zu diskutieren, würde den Spielfluß erheblich einschränken. Möglich wäre sicherlich (bei einer neuen Regelung) ein Tor wie das der Engländer nach Spielabpfiff nachträglich anzuerkennen. Aber dann hätten die Engländer behauptet, daß eine sofortige Anerkennung des Tors dem Spiel einen anderen Verlauf gegeben hätte. Aber mit „hätte“ und „wäre“ kommt man hier auch nicht weiter.

Der deutsche Sieg war sicherlich glücklich, aber nicht unverdient. Das Spiel der Deutschland AG war von der Spielanlage her besser als das der England AG. Woran sicherlich auch die Spieler mit Migrationshintergrund, allen voran Özil, beitrugen. Man sollte nicht das Erfolgsargument mit dem nationalen Argument vermischen. Eine serbische Mannschaft, in der nur Serben spielen, ermöglicht den serbischen Fußballanhängern eine besser Identifikation mit ihrer Mannschaft. Selbst wenn man frühzeitig ausscheidet oder sich gar nicht für die Endrunde qualifiziert (wie diesmal die Kroaten), sind gerade „kleine Nationen“ wie die Serben, Slowaken, Slowenen stolz auf ihre Nationalmannschaften, auch wenn man „nur“ mal wie die Serben den Deutschen ein Bein gestellt hatte. Aber immer hin aus eigener Kraft.

Die Marktwirtschaft mit ihren Arbeitsmärkten ist die Ursache der Migration. Wer darüber nicht reden möchte, sollte über Multi-Kulti schweigen. Hätte die serbische Wirtschaft doppelt so hohe Löhne wie die deutsche, so würden die Türken bei uns nach Belgrad ziehen, um dort zu arbeiten. Deren Kinder und Enkel würden dann eventuell später in der serbischen „Nationalmannschaft“ spielen (Apartheidsysteme wie das in Südafrika sind selten von langer Dauer). Unter diesem Gesichtspunkt fungieren kapitalistische Nationen als wirtschaftliche Erfolgsgemeinschaften.

Im 19. Jahrhundert sind viele deutsche Bauernsöhne, Arbeiter und Dienstmägde, die bei uns nichts geerbt hatten, wenig zu beißen hatten, ausgewandert. Auch sie waren Migranten, deren Nachkommen jetzt für Argentinien, Australien oder die USA spielen.

Wie Gabriel Heinze für Argentinien:

Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_Heinze

Wie Mark Schwarzer für Australien:

Siehe: http://www.goal.com/de/news/2833/know-your-rivals/2010/05/22/1937024/australien-schwarzer-und-kewell-fallen-gegen-neuseeland-aus

Wie Benny Feilhaber und Marcus Hahnemann im US-Team:

Siehe: http://www.welt.de/sport/wm2010/article7909955/Die-Spieler-Kader-der-Gruppe-C.html

Also Migranten gibt es, seit es Menschen gibt, die sich einzeln oder in Gruppen bessere Zukunftschancen erobern wollen. Auch in meiner Heimat, dem unterfränkischen Teil des Odenwaldes gibt es viel Migrationshintergrund. Soweit wir die Geschichte zurückverfolgen können, haben bei uns zuerst die Kelten gesiedelt, dann wurde das Gebiet (südlich des Limes) von den Römern erobert und auch besiedelt, später waren die Eroberer die germanischen Alemannen und Chatten. Und alle haben sich schön vermischt, den Chatten verdanken wir unsere Mundart – das Rheinfränkische. In den östlichen Teilen Deutschlands kommen noch die Slawen (Wenden) als vierte Hauptgruppe hinzu.

Der Volkswerdungsprozeß der Deutschen war in etwa im 10. Jahrhundert im großen und ganzen abgeschlossen. Seitdem entwickelt sich auch bei uns die Kultur weiter, aber der Genpool blieb relativ stabil. Zuwanderung gab es immer mal, aber fast immer nur aus anderen europäischen Gebieten. So trug der deutsche Torwart beim legendären Wembley-Tor von 1966 den polnischen Nachnamen Tilkowski – in Dortmund kein ungewöhnlicher Name.

Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Tilkowski

Seit ein paar Jahrzehnten ergießt sich die Migration, die uns erreicht, auch aus nicht-europäischen Herkunftsländern. Durch die Globalisierung entstehen Armut in der sogenannten Dritten Welt und in Schwellenländer, die Menschenmassen in Bewegung setzt. Die Kapitalisten bei uns brauchen Lohndrücker, zusätzliche Konsumenten und Mieter. Fällt ein Teil dieses Menschenspektrums aus dem aktiven Arbeitsmarkt raus, gibt es für diese Reservearmee des Arbeitsmarktes staatliche Transferleistungen. Aber viele Erwerbslose können doch noch als Gebäudereiniger oder Hilfsarbeiter für eine Leiharbeitsfirma in Betracht gezogen werden. Daß deren Kinder und Enkel dann – schon aus Gründen des Aufstiegswillens – die BRD-Staatsbürgerschaft wollen –, kann man ihnen gar nicht mal verdenken. Am Ende spielen sie dann in der „Deutschen Nationalmannschaft“.

Es verändert sich zwar vieles in Deutschland, aber nicht alles. Nach wie vor schließt Müller Tore für die Nationalmannschaft. Und Miro Klose brach in der ersten Halbzeit nach einem weiten Ball von Neuer in den englischen Strafraum ein – wie ein echter Sturzkampfbomber. So jedenfalls sieht es die englische Boulevardpresse.

Jürgen Schwab

Bücher von Jürgen Schwab:
Angriff der neuen Linken – Herausforderung für die nationale Rechte. Hohenrain Verlag, Tübingen 2009, 19,80 Euro.
Die „Westliche Wertegemeinschaft“, Abrechnung, Alternativen. Hohenrain Verlag, Tübingen 2007, 19,50 Euro.
Volksstaat statt Weltherrschaft. Das Volk – Maß aller Dinge. Hohenrain Verlag, Tübingen 2002, 9,80 Euro.

Siehe auch:
http://sachedesvolkes.wordpress.com/

3 Antworten zu “Jürgen Schwab: Migrationshintergrund

  1. Mut_zum_Abgrund Juni 29, 2010 um 2:57 pm

    Was wollen sie uns denn mit diesem Artikel jetzt sagen, Herr Schwab?
    Dass sie in die Reihe derer eingetreten sind die Einwanderung (denn für uns ist es Immigration, nicht Migration!) als schon immer dagewesen über alles rechtfertigen, bezweifele ich.
    Aber schlau werde ich trotzdem nicht daraus.

  2. Sache des Volkes Juni 30, 2010 um 12:00 pm

    @Mut_zum_Abgrund

    Der Artikel beschreibt nur die Hauptursache der Migration: kapitalistische Arbeitsmärkte in Europa und den Auswanderungsländern (hinzu kommen Klimakatastrohen wie Hitze und Überschwemmungen).
    Das Fazit des Artikels lautet: Wer die Einwanderung bekämpfen möchte, sollte nicht die Einwanderer bekämpfen (nur im Notfall als Gegenwehr), sondern die Ursachen der Einwanderung.
    Zudem könnten lernfähige Völkische diesen Text als Schulungsartikel verwenden. Die Multi-Kulti-Befürworter sagen ja, daß die europäischen Völker sowieso nicht „reinrassig“ seien. Was natürlich stimmt, aber Mischung (deutsch) ist eben nicht Mischung (brasilianisch). Nur weil wir aus Germanen, Kelten, Römern und Slawen etc. zusammengemischt sind, brauchen wir nicht unsere Heimat mit 3 Millionen Türken und Afrikanern teilen zu wollen.
    Das ist immer eine Frage der Machtverhältnisse, wer was entscheidet. Die bei uns zu entscheiden haben (Banken, Konzerne und deren „politische“ Marionetten) setzen aus Eigeninteresse auf „Zuwanderung“. Darauf gilt es hinzuzweisen, daß der Feind auch im eigenen Volk zu suchen ist.

  3. Sache des Volkes Juli 1, 2010 um 9:01 am

    Ergänzung:
    Migration gab es schon vor dem Kapitalismus, das wird ja auch im Artikel gesagt: Kelten, Römer, Germanen, Slawen, Tilkowski in Dortmund, usw. Die heutige Migration sehe ich in erster Linie in den kapitalistischen Arbeitmärkten, Verbrauchermärkten. Aber auch im Schuldkult der Europäer (Holocaust, Kolonialismus), in den Menschenrechten, im Vorbild des amerikanischen Meltingpots.
    Die eigentliche Ursache, warum Migranten ihre Heimat verlassen, ist aber vom Kapitalismus unabhängig zu sehen. Man verspricht sich als Person oder Gruppe mehr Wohlstand und Lebensbedingungen im Zielland als im Herkunftsland. Dies war in der Steinzeit so, ist heute nicht anders. Im Grunde genommen ist in dieser menschlichen Grundeigenschaft auch ein Ur-Imperialismus/Eroberungswille (als Person oder Gruppe) angelegt, der im Kapitalismus – unter technisch neuen Möglichkeiten – dynamisiert worden ist.
    Das ist aber nur die eine Seite der Medaille, warum Migranten ihre Heimat verlassen. Die zweite Seite, die in der Kolumne behandelt wird, ist die Ursache, warum die einheimischen Europäer es zulassen, daß Migranten hereinströmen? Würde es sich bis in die Herkunftsländer herumsprechen, daß man in Europa an den Grenzen abgewiesen wird, als Eindringling wieder ausgewiesen wird, materiell so gut wie nichts erhält, würden die Migrationsströme schnell vereben. Also Migration kann es nur geben, wenn a) Leute ihre Heimat verlassen, b) in ihrer neuen „Heimat“ aufgenommen werden. Die Ursachen habe ich oben genannt.
    Wenn ich mir die Pressekonferenzen des DFB anschaue, den Mercedes-Stern auf der Brust der Spieler, vor allem die Werbewand hinter den Sitzreihen: Daimler, Coca Cola, Rewe, usw. usf. Dann noch den Antirassismus in den Werbefilmen. Dann ist für mich alles klar.

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